Der ländliche Raum wurde und wird oft als rückständig empfunden – auch von seinen Bewohnerinnen selbst, die es unter dem Begriff der Landflucht seit der Industrialisierung grundsätzlich eher in die Städte zog als umgekehrt. Dies hat natürlich mit der Logik der Industriegesellschaften zu tun, da sich städtische Räume dort verdichtet haben, wo es Arbeitsplätze in der Industrie mit ihren Fabriken gab. Heute gilt vor allem die digitale Infrastruktur auf dem Land als stark vernachlässigt. Doch das Francorum bietet einige Besonderheiten, warum bis in die 1990er Jahre tatsächlich von einer Randständigkeit der Gegend gesprochen werden kann: hier lag eine nahezu hermetisch abgeriegelte Grenze zu den fränkischen Dörfern Thüringens. Andererseits lagern aber gerade im heutigen ländlichen Raum Stories und Beispiele von Ideen und Versuchen, sich mit den Herausforderungen unserer Zeit auseinanderzusetzen: Landkreise, die Energieautarkie anstreben — oder ein einzelnes Dorf, das dieses Ziel schon erreicht hat. Der Raum hat Themen auf Lager, die der Vorstellung einer monotonen Einheitlichkeit widersprechen. Und nicht erst seit Corona „trendet“ der ländliche Raum sogar unter Städtern, die ihre Zukunft nicht zwischen hohen Häuserschluchten sehen.
[Hier folgen noch weitere Ausführungen zu den Besonderheiten im ländlichen Raum und zur kosmopolitischen Perspektive, bezugnehmend auf die Forderung nach einem „kosmopolitischen Provinzialismus”]