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Exposé

Neue Heimat

Ernst Bloch verstand unter Heimat einen „Ort, an dem noch niemand war”, eine Utopie; als etwas, das „allen in die Kindheit scheint”. In diesem Zusammenhang sieht er die Heimat der Kindheit als einen Ort des Ineinanders von Abenteur und Geborgenheit, und unterscheidet zwischen einer ersten, zweiten und dritten Heimat. Niemand könne in der ersten Heimat bleiben, so Bloch, wobei der Umgang mit dem Ort der ersten Heimat unterschiedlich sein könne: die einen „müssen fort“, während die anderen bleiben, um zu bauen. Heimat werde als ein Ort der Ordnung verstanden, wo alle ihre Rolle wüssten, weshalb idealtypisch auch das archaische Dorf zuvorderst als Heimat vorgestellt werde: hier gibt es einen Schmied, einen Müller, einen Bader, usw. Natürlich erscheint das archetypische Dorf heute als Konzept hinfällig und soll hier auch nicht wieder aufgebaut werden. In den weiteren Ausführungen werde ich dennoch diskutieren, inwieweit sich Ernst Blochs und anderer Autorinnen Gedanken zu Heimat als Oikonomia – also als Ort der Haushaltsführung (daher: Ökonomie), des Prozesses und des Miteinanders – eignen, um das Konzept einer Neuen Heimat zu skizzieren: vielleicht gerade dort, wo man es am wenigsten erwarten würde, nämlich im ländlichen Raum. Mit Heimat ist nicht in erster Linie die bereits annotierte „Heimatlichkeit” gemeint, obwohl es auch um diese geht – zum Beispiel in der Herstellung von Heimat im Mundart-eater, wo ein überzeichneter Dialekt gepflegt wird. Die Formulierung der Neuen Heimat ist das Postulat, dass Zugehörigkeit als Beheimatet-Sein in der Welt und als verortetes Sein-in-der-Welt für alle Menschen offen stehen muss. Ich gehe davon aus, dass Menschen immer danach streben, eine Bindung zu einem oder mehreren Orten einzugehen, auch wenn diese Orte nicht zwangsläufig das ganze Leben hindurch identisch sein müssen – denn „der Mensch ist immer irgendwo” (Ernst Bloch).

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