Der Zyklus beginnt mit dem Winter, denn nur der Januar ist zweigesichtig – eine Bedeutung, die auch schon in seinem römischen Namensgott Ianus und dessen sprichwörtlicher Janusköpfigkit steckt: er beginnt im Zwischen-den-Jahren, trägt Merkmale des Alten und des Neuen und ist uneindeutig. Im Winter wurde außerdem die Idee zu diesem Projekt geboren – zwei Tage nach meinem vierzigsten Geburtstag, im zwanzigsten Jahr meines Fortgangs aus Franken.

Das erste Winterkapitel beginnt mit der völligen Schnee- und Frostlosigkeit des Winters 2019/2020. Im Januar konnten allerhöchstens Epidemiologen mit Insiderwissen bereits klare Vorstellungen davon haben, was für eine einzigartige, pandemische Wende in nur wenigen Tagen auf uns alle zukommen würde.

Weder ich noch die Laientheatergruppe der Fahrenden Gaukler und ihre zahlreichen Zuschauerinnen aus dem zweiten Unterkapitel konnten während der randvoll ausverkauften Februar-Vorstellungen wissen, dass es in der nächsten Faschingszeit aufgrund der inzwischen näher gekommenen Pandemie keine Theatersaison würde geben dürfen.

Im dritten und letzten der drei Winterkapitel geht es um „disruptive Momente“, wie die Covid-19 Pandemie schnell bezeichnet wurde. Tatsächlich geschehen viele Wenden scheinbar unerwartet und plötzlich, auch wenn sie sich im Nachhinein als ganz „normal”, erklärbar und sogar vorhersehbar darstellen: so auch die Öffnung der (fast) hermetischen Grenzen des alten Zonenrandbezirks. Dies wirkt sich auf die Entwicklung des ländlichen Raums bis heute erheblich aus.