Der Winter war noch gar nicht zu Ende – und schon wurde unsere gesamte Zeit zu einer plötzlichen Epoche namens Corona, zu deutsch: die Krone. Corona zerriss den Zeitlauf jäh. Alle Urlaubspläne, Transkontinental-Flugrouten und Zusammenkünfte waren dahin – denn Corona herrschte von den Hauswänden herab: Stay the fuck home! Im ersten Lockdown der Covid19-Pandemie fuhr ich durch gleißenden Sonnenschein in einem leeren ICE nach Franken, diesmal zu meiner Schwester und meinem Neffen in die Rhön. Dort herrschte fast gespenstische Stille zwischen den menschenleeren Anlagen des Kurparks, wo sich nur vereinzelt mutige Menschen trauten, sich kurz zu setzen.
Mich und den Mini-Hund zog es täglich für mehrere Stunden in die Wälder, wo ich auf eine alte Bekannte stieß: primula veris, die Schlüsselblume. Ausgehend von der Schlüsselblumenwiese meiner Kindheit schreibe ich im ersten Frühlingskapitel über die erste selbst erlebte Katastrophe — Tschernobyl 1986 — aber auch über Flucht- und Migrationsgeschichten damals, später und heute. Spätere Fluchtgeschichten aus den 1990er Jahren erklären auch, wie sich zwei Fränkinnen plötzlich in häuslicher Quarantäne in Bosnien befanden.
Im zweiten Frühlingskapitel bricht sich ein äußerst merkwürdiges Osterfest bei sommerlichen Temperaturen Bahn. Zu dieser Gelegenheit fuhr ich an den (fast) völlig menschenleeren Kreuzberg, über dessen spirituelle Ausstrahlung und bergeigenes Storytelling ich schreibe.
Im dritten Frühlingskapitel – die Eisheiligen und der erste und letzte Tieflandfrost des Winters liegen zurück – vertiefe ich die Betrachtungen einiger spiritueller Traditionen sowie die Veränderungen auf dem Feld der Religionen und Konfessionen im Francorum und anderswo.